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Horst Watzl , seines Zeichens "Erfinder" und Organisator von IN VELO VERITAS hat, wenig überraschend, ein Faible für alte Räder. Daß sie jedoch derartig verwahrlost und desolat wie der MERCIER Tourenrenner sein müssen, wie der, den der gute Mann aus einem Stadl gezogen und in die VELOCLASSIC/GRUPPETTO Werkstatt gebracht hat, war dann doch überraschend. Das gute Stück hatte die letzten 30 Jahre in einem Stall oder ähnlichem verbracht, auf dem Rost, der fast alle Teile überzog, hatte sich nochmal Rost gebildet, fest versiegelt von feinstem "Agrarstaub" (nennen wir es mal so). Eines der bisher fordernsten Projekte, aber nach gefühlten 1000 Stunden steht das MERCIER wieder fast wie neu da.....siehe ein paar Bildchen dazu in der Galerie. Die Laufräder wurden von Hatti Rabitsch neu gespeicht, die Felgen wieder auf Hochglanz gebracht, neue Griffgummis (Mafac Replicas von "Rustines"), neues Lenkerband, neuer Sattel, neue Reifen, aufpolierte und gewartete Anbauteile....und schon hat der Horst ein feines Rad für seine nächsten Abenteuer !
Inspiration: ein alter Brügelmannkatalog aus 1979, in dem Superleggera Versionen klassischer Renner angeboten wurden.
Was Brügelmann konnte, kann "Veloclassic" schon lange.....Zielgewicht 7 kg
Das Projekt im Detail:
Rahmen: ALAN, Steuerung: Campagnolo Super Record Alu, Innenlager: OMAS, Titan und Alu, Kurbel: Sugino Mighty mit Aluschrauben und gebohrten Blättern, Schaltung: HURET Jubilee, Werfer: Campagnolo Super Record, Schalthebel: MODOLO Kronos, Bremsen: CLB Professional, Bremshebel: MODOLO Kronos, Naben: OMAS, Felgen: MAVIC CX 18, Zahnkranz: Zeus 2001 ALU, Kette: Regina Superleggera, gelochte Bolzen, Pedale: Campagnolo Super Record Pista mit Titanachsen, Clips: Campagnolo Alu, Lenker/Vorbau: 3TTT, Lenker gekürzt, Lenkerband: BENOTTO, Sattel:CONCOR Superleggera, Sattelstütze: Campagnolo Super Record
Fotos und tatsächlich erreichtes Gewicht ASAP an dieser Stelle !
Sie sind so kantig wie manche ihrer Vorbilder: WELCOME TO THE LEGOPELOTON !
Preise auf Anfrage.......Belgischer Meister, Roger de Vlaeminck (Brooklyn), Eddy Merckx (Molteni), Joop Zoetemelk als Weltmeister
Roger De Vlaeminck, Belgischer Meister und Eddy "the cannibal" Merckx
Meine erste Campagnolo-Schaltung bekam ich ca. 1981 von Willi Blum, seines Zeichens mehrfacher Österreichrundfahrtsteilnehmer und begnadeter Bergfahrer. Er hatte mein Talent (das leider f. eine "richtige" Karriere nicht reichte) erkannt, und nachdem ich ihn an einem extrem schwierigen Anstieg im Mühlviertel/OÖ deutlich geschlagen hatte, schenkte er mir eine seiner alten Schaltungen.
Baujahr 1975, er hatte sie selbst angebohrt und massiv erleichtert, die Originalbolzen wurden durch superleichte Ergal-Bolzen ersetzt. Auch die (mittlerweile verlorenen) Schaltungsröllchen wurden angebohrt, was ihre Haltbarkeit deutlich verringerte. Gemeinsam mit dem ebenso erleichterten Umwerfer wog das Ensemble 21 Gramm....die Super Record wog 20 Gramm, OHNE Werfer ! Ein feines Beispiel frühen Tunings.
Blick ins Zeitschriftenarchiv (oben), Arbeitsplatz (unten)
- A Sunday in Hell, Jorgen Leth, 1976/77
- Le Velo de Ghislain Lambert, Phillpe Harel, 2001
- Stars and Watercarriers, Jorgen Leth, 1973
- The Greatest Show on Earth, Michael Pfleghar, 1974
- Höllentour, Pepe Danquart, 2003
- Vive Le Tour, Louis Malle, 1962
- La Course en Tete, Joel Santoni, 1974
- Fahrraddiebe, Vittorio de Sica, 1948
To be continued......
- TOUR DE FRANCE, Hans Blickensdörfer, 1979....weil es mein erstes Rad-Buch war!
- DAS RENNEN, Tim Krabbe, 1978/2006
- DIE LIEBE ZUM FAHRRAD, Paul Fournel, 2001
- POST AUS ALPE D'HUEZ, Peter Winnen, 2002
- GUTE BEINE, SCHLECHTE BEINE, Peter Winnen, 2002/2005
- PUT ME BACK ON MY BIKE, William Fotheringham, 2002
- DAY OF GLORY OR DAY OF PAIN, Laurent Watiez, 2002
- GIGANTEN DER LANDSTRASSE, Andre' Reuze, 1928/1998
- CYCLING'S GOLDEN AGE, Horten Collection, 2006
- WIENER MECHANIKERRÄDER, Michael Zappe et al.,2013
- AN INTIMATE PORTRAIT OF THE TOUR DE FRANCE, Phillipe Brunel, 1996
- JEDER CAMPAGNOLO KATALOG..........................
To be continued........
RIH SUPER:
- RIH sport, 1950
- RIH super "extraleggera", 1960
- RIH super "profi", 1977 (in progress)
- RIH super "profi", 1982
- RIH super "profi", 1985
- RIH super "profi", 1971, für M.Mellauner
SELECT:
- SELECT, 1975
- SELECT, 1980 (?)(in progress)
FRANCESCO MOSER:
- F.MOSER, 1982, vollverchromt, VERKAUFT
- F.MOSER, 1986
COLNAGO:
- COLNAGO MASTER, 1987 (in progress)
ALAN:
- ALAN, 1985
RALEIGH:
- RALEICH TEAM, 1975
- RALEIGH SPORT, 1985 (?)
GITANE:
- GITANE TEAM, 1982
- GITANE Tourer, 1977
DUSIKA:
- DUSIKA "Giro d'Italia, 1956 (in progress)
ZEUS:
- ZEUS (?), 1975 (in progress)
MERCIER:
- MERCIER Sport, 1975-1980, für H.Watzl
Einen alten Rahmen zu finden und die entsprechende Schaltgruppe und Bremsen, Lenker und Sättel zu beschaffen und zu montieren ist in Zeiten des Internets eine vergleichsweise leichte Übung.
Schwieriger wird es schon, geht es an die Montage der "epochegemäßen" Accessoires wie Lenkerband, Clipsriemen oder Flaschenhalter....hier gilt wie so oft : FOTOSTUDIUM und alte Kataloge durchforsten, um die perfekten Teile zu identifizieren.
Hier der Versuch einer "Lenkerband-Guideline":
Von der heroischen Epoche bis zu Beginn der 70er war Baumwollband, oft in mehreren Lagen gewickelt, um den teilweise üblen Strassen ein wenig die Härte zu nehmen, das Band der Wahl. Erfreulicherweise sind diese Bänder bis heute von der Firma TRESOSTAR in vielen Farben erhältlich. Der Lenker stopfen der Wahl: Schraubstopfen, am besten von REG.
Ab ca. 1980 wurden die Zeiten noch "härter". Die Firma BENOTTO, bekannt auch für ihre feinen Stahlrahmen, auf denen Francesco Moser im Dienste des SANSON-Teams die Strassen unsicher machte, brachte ein Kunstoffband mit völlig glatter Oberfläche unter dem Namen "CELLO-TAPE" auf den Markt....nicht schweissaugend, nicht dämpfend, trotzdem lange Zeit ein Hit. Wird immer noch hergestellt....und zwar in Mexico! Die Lenkerstopfen lagen bei, alternativ gab es aber auch schon verchromte Kunsstoffteile.
Mitte der 80er wurde es dem Radsportler weich, ........nicht ums Herz, sondern unter den Händen: AMBROSIO, Hersteller von hochwertigen Felgen, bringt das gepolsterte "BIKE-RIBBON" aus Plastik auf den Markt, chararkteristisch die Abschlussklebestreifen in den italienischen Nationalfarben....und kleine Löcher (atmingsaktiv?) im Band.
Ende der 80er bis heute: Kork"Leder"bänder und auch als MOOSGUMMI bezeichnete Bänder beherrschen den Markt, CINELLI, Hersteller grossartiger Vorbauten, Lenker und des "LASER" (der ultimative Rennradrahmen aus Stahl) darf sich hier getrost als Wegbereiter dieser tollen Produkte bezeichen.
Hier ein Blick auf einen Teil meiner CELLO Bestände:
Kaum etwas ruiniert die Silhouette eines klassischen Renners mehr als nicht korrekt verlegte Bremszüge. Nebenbei leidet natürlich auch die ohnehin manchmal prekäre Bremsleistung unter gecknickten oder zu langen Zügen.
In Zeiten unter dem Lenkerband verlaufender Züge scheint die Kunst des Bremszugbogenschlags in Vergessenheit geraten zu sein. Auf Fotos der Radheroen bis Mitte der 80er sind sie noch zu sehen, die perfekten Bremszugbögen. Also flux ab zum Bilderstudium !
Hier eine Kurzanleitung:
Blickrichtung nach vorne: Prinzipiell sollten die Züge der VORDERBREMSE in einem Bogen vom LINKEN Bremshebel HINTER dem Lenker und ÜBER dem Vorbau zum Bremszuganschlag verlaufen, der RECHTE Zug sinngemäss nach links, wobei dieser Zug über den Zug der Vorderbremse laufen soll.
Beginnen sollte man immer mit der Vorderbremse, da die Bögen ja auch gleich hoch sein sollten, hat man mit dem hinteren Zug mehr Spielraum, ein feines Ergebniss zu erzielen.
Hier ein Bildbeispiel, das die ganze Sache (hoffentlich) anschaulich macht